8 | www.zt-aktuell.de WIRTSCHAFT Nr. 10 | Oktober 2015 Fortsetzung von Seite 6 das, was uns verbindet. Das Auf - gabengebiet, die Abteilung, die Ziele, das Budget, die Sprache, der Arbeitsstil – das alles hilft uns dabei, uns abzugrenzen und durchzusetzen. Auf der Suche nach unserer Kooperationsfä- higkeit lauten jedoch die wich - tigen Fragen: Wie verbunden fühlen wir uns im Arbeitsleben? Wo haben wir gemeinsame Ziele? Mit dem Chef, den Kolle- gen, den Mitarbeitern geht das vielleicht noch ganz gut. Doch wie sieht es mit den Kollegen der anderen Abteilung, am anderen Standort, im anderen Land oder gar den Mitbewerbern aus? Eine Studie unter MBA-Studen- ten hat gezeigt, dass die Suche nach Gemeinsamkeiten nach- Update Nummer 2: Ko-zentriert denken Bevor die Kinder die Ziellinie überschreiten, kontrollieren sie ihre eigene Position und die Po - sition der Gruppe, um sicherzu- stellen, dass sie alle gemeinsam das Ziel erreichen. Diese Kinder haben sowohl sich selbst als auch die Gruppe gleichzeitig im Blick. Das ist ein ko-zentrierter Blick. Wir haben eher den konzentrierten Blick. Eine Art Tunnelblick, der vor allem dann auftritt, wenn wir unter Stress kommen. Und das ist bei 2/3 der Menschen im Berufsleben heute regelmäßig der Fall. Wir konzen- trieren uns dann nur noch dar- auf, wie wir überleben können. Indem wir uns durchsetzen und die Interessen der anderen hin- Motive und Interessen? Der Vor- teil dabei ist, dass wir viel öfter das bekommen, was wir möch- ten. Denn ko-zentriertes Denken ist die Grundlage der WIN-WIN- Strategie, die hilft, Konflikte er- folgreich zu lösen. (cid:129) Um das Update „Ko-zentriert denken“ zu aktivieren, sollten wir uns – bevor wir kämpfen oder uns unterwerfen – öfter fragen, „was will ich“ und „was will der andere“ und nach einer Lösung suchen, die beides möglich macht. Update Nummer 3: Teilen Die Kinder sind von Anfang an bereit, die Früchte zu teilen. Sie sind der Meinung: Es ist genug für alle da. Und wenn wir teilen, nützlich sein könnte und teilen diese dann aktiv. Davon leben Wissensforen. Update Nummer 4: Vertrauen schenken Die Kinder halten sich ganz ent- spannt an den Händen. Sie tun das, um in Kontakt zu sein, nicht um den festhalten zu können, der vielleicht losrennt. Sie vertrauen sich. Wie oft entscheiden wir uns gegen kooperatives Verhalten, weil wir befürchten, dass der andere nicht im gleichen Maß kooperiert, wie wir es tun wür- den? Umso mehr, wenn diese Situation nicht einmalig ist, son- dern sich wiederholt. Wir lassen uns von unseren schlechten Er- fahrungen und Ängsten jedes Mal aufs Neue beeinflussen. Vor Kurzem habe ich auf Facebook gelesen. „Was würde passieren, muss dies geahndet werden. Da- nach heißt es aber sofort wieder zurück auf Anfang und in die Vertrauenshaltung. Das ist nicht so einfach, weil wir emotionale Wesen sind. Wenn wir aber be- trachten, dass die meisten Kon- flikte auf Missverständnissen beruhen, könnte oftmals ein ein- faches Gespräch schon Abhilfe schaffen. (cid:129) Update Nummer 4 „Vertrauen schenken“ aktivieren wir am einfachsten, indem wir erst einmal vom bestmöglichen Verhalten des anderen ausge- hen, indem wir uns selbst ver- trauen, mit einem möglichen Vertrauensmissbrauch umge- hen zu können und dem Be- wusstsein, dass durch Kampf mehr zu verlieren ist als durch Kooperation. Insbesondere in länger andauernden Partner- schaften oder Arbeitsbezie- hungen. © Robert Kneschke folgende Verhandlungen koope- rativ erfolgreicher macht. Einige Gruppen beauftragte man, keine Zeit zu verlieren und direkt in die Verhandlung einzusteigen. In diesen Gruppen kamen rund 55 % zu einer Einigung. Die Mit- glieder anderer Gruppen sollten zunächst persönliche Informa- tionen austauschen und nach Gemeinsamkeiten suchen, bevor sie mit der Verhandlung begin- nen. In diesen Gruppen kamen rund 90 % zu einer Einigung. (cid:129) Um das Update „Verbunden- heit erkennen“ zu aktivieren, müssen wir nach dem suchen, was uns mit anderen verbindet, anstatt nach dem, was uns trennt. Und es gibt IMMER eine Gemeinsamkeit. Denn am Ende sitzen wir doch irgendwie alle im selben Boot. ANZEIGE ten anstellen oder indem wir uns unterwerfen und unsere eigenen Interessen hinten anstellen und uns nur noch fragen, wie wir es den anderen recht machen können. Konzentriert zu denken, be - deutet ENTWEDER ODER. Ge- winnen oder verlieren. Selbst der Kompromiss fällt in diese Kategorie. Denn jeder gewinnt ein wenig und jeder verliert ein wenig. Die ko-zentrierte Hal- tung baut auf SOWOHL ALS AUCH. Nicht entweder gewinne ich und der andere verliert oder der andere gewinnt und ich ver- liere, sondern wie können so- wohl ich als auch der andere dabei gewinnen? Dazu müssen wir uns sowohl mit dem Gegen - über beschäftigen als auch mit uns selbst. Was sind unser beider haben wir alle mehr davon. Das wichtigste Arbeitsgut sind heute Informationen. Wie bereit sind wir, unser Wissen zu teilen? Betrachten wir das eher als Hol- oder als Bringschuld? Wer von uns hat nicht schon einmal fol- gende Sätze benutzt oder gehört: „Du hättest mich ja nur fragen brauchen“ oder „Mich hat ja keiner gefragt“. Informations- austausch wird eher als Hol- schuld denn als Bringschuld be- trachtet. Wir horten Wissen, als würde es verschwinden, wenn wir es teilen. Dabei ist Teilen der einzige Weg, es zu vermehren. Wir meinen häufig, wir hätten die ganze Wahrheit und sind dann überrascht, wenn hinter- her Informationen auftauchen, von denen wir nichts wussten. Die meisten Themen sind heute selbst für Experten zu komplex. Je früher wir unser Wissen teilen, desto eher bekommen wir ergänzende Informationen. Außerdem gilt das Gesetz der Reziprozität. Wenn wir anderen einen Gefallen tun, ist die Wahr- scheinlichkeit höher, dass sie auch uns einen Gefallen tun. (cid:129) Um das Update „Teilen“ zu aktivieren, beginnen wir am einfachsten damit, unser Wis- sen zu teilen. Fragen wir uns, für wen diese Information noch wenn wir in einer neuen Bezie- hung unsere Liebe so vorbehalt- los schenken, als wäre es das erste Mal?“ Es gab viele Reak - tionen, und die meisten drück- ten Widerstand aus. Tenor „Um wieder verletzt zu werden? Man muss vorsichtig sein!“ Wenn wir schon bei neuen Beziehungen so vorsichtig sind, wie verhalten wir uns in Beziehungen, in denen wir schon schlechte Erfahrun- gen gemacht haben? Auf der Arbeitsebene sprechen wir natürlich nicht von Liebe, sondern von Vertrauen. Die Spie- letheorie, eine Wissenschafts- richtung, deren bedeutendster Forscher John F. Nash sogar einen Nobelpreis erhalten hat, befasst sich unter anderem mit Konflikten zwischen mehreren Parteien, die nicht miteinander kooperieren. Viele Beispiele zei- gen, dass in so einem Fall ein Ergebnis entsteht, bei dem alle Beteiligten schlechter wegkom- men, als wenn sie zusammen gearbeitet hätten. Die Forscher beschäftigen sich natürlich auch mit der Frage, was die beste Strategie ist, damit alle Beteilig- ten profitieren. Die beste Strate- gie ist Vorschussvertrauen. Das heißt, so zu handeln, als ob man wüsste, dass die andere Partei ebenfalls kooperativ handelt. Es geht aber nicht um eine Op- ferstrategie. Falls die andere Par- tei das Vertrauen missbraucht, Viele denken jetzt wahrschein- lich gerade „Klingt ja alles schön und gut“. ABER: „In meiner Po - sition ist das nicht möglich“ oder „Das ist in unserem Unterneh- men nicht vorstellbar“. Erinnern wir uns noch einmal an unseren Anthropologen Gerd: Auch er hat mit seiner Aufgabenstellung nicht gerade dazu beigetragen, dass die Kinder dieses Verhalten zeigen konnten. Und doch haben sie einen Weg gefunden. Unsere Aufgabe ist es, nicht immer und nur kooperativ zu sein, sondern eine bewusste Wahl zu treffen. Dazu müssen wir jedoch zu- nächst aufmerksam sein, wann sich wieder einmal der Autopilot „Konkurrenz“ aktiviert. Wenn wir uns bewusst öfter verbinden, ko-zentriert denken, teilen und Vertrauen schenken, werden wir auch öfter die Kooperation wäh- len und damit nicht nur bessere Ergebnisse erzielen, sondern vielleicht auch Vorbilder wer- den, die unsere Arbeitswelt und unsere Gesellschaft so dringend braucht. Adresse Ulrike Stahl Melchtaler Str. 40 6073 Flüeli-Ranft, Schweiz Tel.: 09723 7015198 office@ulrikestahl.de www.ulrikestahl.de